Franziskus und der Indietrismus. Ein zerstörerisches Konzept

Un articolo di Duc in altum, Francesco e l’indietrismo. Un concetto distruttivo [qui], tradotto in tedesco e proposto da kath.net

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“Unter den vielen Neologismen, die er erfunden hat, gibt es einen, den Papst Franziskus besonders gern mag: Indietrismus/ ‘Rückwärtsgewandheit'”. Gastbeitrag des Journalisten und Vatikanisten Aldo Maria Valli

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Vatikan (kath.net). Unter den vielen Neologismen, die er erfunden hat, gibt es einen, den Papst Franziskus besonders gern mag: Indietrismus (Anm.: vom Italienischen: „indietro“, „nach hinten“, „hinten“. Auf Deutsch wird dies gern mit „Rückwärtsgewandtheit übersetzt). Er benutzt ihn oft und tat dies auch während seines Gesprächs mit den Jesuiten Portugals anlässlich des Weltjugendtags.

Auf die Frage eines Mitbruders nach der wachsenden Kritik an Bergoglio unter den Katholiken in den Vereinigten Staaten antwortete der Papst: „Du hast festgestellt, dass die Situation in den Vereinigten Staaten nicht einfach ist: Es gibt eine sehr starke reaktionäre Haltung, die organisiert ist… Ich möchte diese Leute daran erinnern, dass Indietrismus nutzlos ist”. Und weiter: “Einige sagen, sie seien draußen, sie sind das, was ich Indietristen nenne”.

Wenn Franziskus aus dem Stegreif spricht (was er oft tut, auch wenn er den vorbereiteten schriftlichen Text beiseite lässt), ist es nicht immer leicht zu verstehen, was er mit einigen der verwendeten Begriffe meint. Im Gegensatz zu Benedikt XVI., der als guter Lehrer nie eine Aussage ohne Erklärung stehen ließ, scheint Franziskus der Meinung zu sein, dass manche Worte eine Kraft in sich selbst haben, die keines Arguments bedarf. Und der Indietrismus ist eines von ihnen.

Er benutzte ihn zum Beispiel auch bei seinem Treffen mit der Internationalen Theologischen Kommission im November 2022, als er sagte, „dass der Traditionalismus der »tote Glaube der Lebenden« sei: wenn du dich verschließt“: „Heute gibt es eine große Gefahr, und zwar, in eine andere Richtung zu gehen: die »Rückwärtsgewandtheit«. Zurück gehen. (…) Diese horizontale Dimension haben wir gesehen; sie hat einige Bewegungen, kirchliche Bewegungen veranlasst, in einer Zeit stehenzubleiben, in einem Rückwärts. Das sind die Rückwärtsgewandten… Die Rückwärtsgewandtheit dagegen führt dich dazu zu sagen, dass »es immer so gemacht wurde und es besser ist, so weiterzumachen«, und das lässt dich nicht wachsen. Über diesen Punkt solltet ihr Theologen ein wenig nachdenken, wie man da helfen kann“.

Offenbar vertritt Franziskus also eine historistische  Perspektive. Die Wirklichkeit ist eine Folge von unendlichen Erfahrungen des Geistes, und die Wahrheit ist nicht statisch, sondern sie hat einen historischen und progressiven Charakter, sie ist die Frucht eines Prozesses (ein anderes Wort, das Franziskus gefällt), einer Entwicklung. Indietrist zu sein bedeutet, diese Entwicklung nicht anzuerkennen und so zu tun, als ob man sich auf etwas Unveränderliches festlegt. Aber wenn dies der Fall ist, ist eine Frage berechtigt: Ist Bergoglios Vision katholisch?

Im Jahr 1966 prangerte Kardinal Alfredo Ottaviani in einem Schreiben “über einige Urteile und Irrtümer, die sich aus der Auslegung der Dekrete des Zweiten Vatikanischen Konzils ergeben“, an: “In Bezug auf die Glaubenslehre wird behauptet, daß die dogmatischen Formeln einer historischen Entwicklung unterworfen sind, die so weit geht, daß sogar ihre objektive Bedeutung Veränderungen unterworfen ist… Manche erkennen eine absolute, stabile und unveränderliche objektive Wahrheit fast nicht an und unterwerfen alles einem gewissen Relativismus, unter dem Vorwand, daß jede Wahrheit notwendigerweise dem evolutionären Rhythmus des Gewissens und der Geschichte folgt.”

Es scheint seltsam, heute Ottaviani zu zitieren, dessen Motto nicht zufällig “Semper idem” (Immer das Selbe) lautete, aber genau darin liegt der Kern des Problems. Die historistische Perspektive bringt notwendigerweise Relativismus mit sich. Das Christentum wird zum Humanismus, Christus selbst wird auf die menschliche Dimension reduziert, der Katholizismus hört auf, der wahre Glaube zu sein, und die Idee des „extra Ecclesiam nulla salus“ fällt weg. Sind wir dann wirklich sicher, dass die Indietristen mit ihren Bedenken daneben liegen?

Quelle: Duc in altum

 

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